Wie lange dauert eigentlich ein Jahr?
Oder: Gilt die perspektivische Verkürzung auch für die Zeit?
Frage ich jemanden, wie lange das Jahr 2025 dauern wird, bekomme ich natürlich zur Antwort: „365 Tage!“ Das verweist auf das Kalenderjahr, das generell 365 Tage hat – abgesehen vom Schaltjahr alle vier Jahre. Und damit sind wir auch schon im Thema: Eine Jahreslänge ist keine zeitliche Konstante. Grundlage für die zeitliche Definition eines Jahres ist der Umlauf der Erde um die Sonne, was genau 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden beträgt.
Wenn ich meiner Erfahrung trauen darf, kann ein Jahr auch erheblich kürzer sein, zumindest gefühlt. Blicke ich zum Jahresende auf das neue, noch unangetastete Jahr, scheint ein solches recht lang. Stecke ich mittendrin, besonders in der zweiten Jahreshälfte, verfliegt mir die Zeit viel zu schnell! Und wenn ich mich umhöre, bin ich nicht die Einzige, die sich fragt, ob es eine Zeitverkürzung gibt. Es passiert fast jedes Jahr auf Neue und soll uns sicherlich das Warten aufs große Fest verkürzen: Weihnachten kommt immer so plötzlich!
Perspektiven können beschleunigt oder verlangsamt werden
Aus illusionistischen Freskenmalereien kennen wir solche Täuschungen. Selbst das Wort Perspektive erhielt über die Malerei Einzug ins Deutsche (aus dem Lateinischen perspectivus ‘durchblickend, die Brechung der Lichtstrahlen betreffend’): Seit der Frührenaissance griffen Baumeister auf optische Korrekturen zurück, um einem Platzmangel durch realistisch wirkende räumliche Darstellungen auf ebenen Flächen abzuhelfen.
Dabei ergibt sich die perspektivische Verkürzung direkt aus unserer räumlichen Wahrnehmung. Verkürzt gesagt erscheint ein Gegenstand umso kleiner, je weiter dieser entfernt ist, wobei der Blickwinkel eine große Rolle spielt.
Geradezu meisterlich ist der Kunstgriff des Bildhauers und Architekten Francesco Borromini (1599–1667), bekannt für seine Barockbauten in Rom, der die aus der Malerei bekannten Regeln der Perspektive auf die Architektur anwandte: Mit der Galleria Spada im Hof des gleichnamigen Palazzo erschuf er 1652/53 die gebaute perspektivische Illusion: Der keine neun Meter lange Gang gaukelt die etwa vierfache optische Tiefe vor. Man steht vor einer rund drei Meter breiten und sechs Meter hohen Öffnung und blickt in einen säulenbestandenen Gang, der in einen kleinen Hof mit einer Skulptur mündet. Wie das Auge es erwartet, werden die Säulen nach hinten hin immer kleiner, die Abstände zwischen den Säulen kürzer – eine klassische Zentralperspektive. Und die perfekte Inszenierung für die zentral angeordnete Statue als wirkungsvollen Abschluss. Verlässt man jedoch den zentralen Blickpunkt, ahnt man, dass die rückseitige Öffnung wesentlich kleiner sein muss: Würde man nachmessen, käme man auf gerade einmal ein Meter Breite und zwei Meter Höhe!
Die große Raumtiefe verdankt sich dem effetto cannocchiale, was sich am besten mit Teleskopeffekt übersetzen lässt. Wie durch ein Fernrohr erscheinen entfernte Objekte um ein Vielfaches größer. Borromini erzielt diese Wirkung mit dem viel größer und länger wirkenden Gang, indem er die Kolonnade in der Tiefe trapezförmig zulaufen lässt. Was sich nur schwer beschreiben lässt, zeigt besser eine Skizze:
Der Säulengang ist förmlich zugespitzt: Der Boden steigt an, die Wände laufen aufeinander zu, die Säulen werden immer kleiner und dünner und der Säulenabstand immer enger, selbst die gewölbte Decke ist abgesenkt. Im Italienischen wird diese Art der perspektivischen Überhöhung prospettiva accelerata genannt, also wortwörtlich eine beschleunigte Perspektive, ähnlich einer Zeitraffung.
Ein neues Jahr in voller Länge – mit deutsch-italienischem Kalender
Für das Jahr 2025 wünsche ich Ihnen nur beste Aussichten mit vielen zentralen Höhepunkten! Damit Sie Ihre Perspektive gut darauf ausrichten können, möchte ich Sie mit diesem deutsch-italienischen Jahreskalender erfreuen. So bleiben die Wochen- und Feiertage für beide Länder im Blick:
Download A4-Jahreskalender 2025 – als praktische PDF-Druckdatei
Wer mehr zu Feiertagen in Deutschland und Italien wissen möchte: