Blick vom Monte Mario zum Petersdom
Auf zwei Rädern Rom erkunden, nicht nur die steinerne Stadt, sondern auch die grüne Seite entdecken, spontan anhalten oder einen Abstecher zur Eisdiele einlegen: Auf Städtereisen das Fahrrad zu nutzen, eröffnet viel Potenzial – besonders in der Ewigen Stadt.
Rom war mir während meiner fünfjährigen Tätigkeit als Architektin in Italien zur Heimat geworden. Nun war ich endlich mal wieder länger in meiner Herzensstadt und konnte mir die Zeit nehmen, die Straßen und Plätze im Zentrum auch per Fahrrad zu erobern. Zudem stand ein Tag mit einem Besucher aus Deutschland auf dem Programm, der zum ersten Mal nach Rom kam. Er fragte mich nach Tipps: Was besichtige ich zuerst, wo fange ich an? Vor dem Besuch einzelner Sehenswürdigkeiten schien es mir am besten, erst einmal den Blick zu weiten und diese prächtige Stadt, mit ihrem überreichen Angebot an Attraktionen und Historie, von allen Seiten in Ruhe zu betrachten. Ein Umkreisen, eine langsame Annäherung.
Man kann sich nur in Rom auf Rom vorbereiten: am besten mit Weitblick
»… ich tue nur die Augen auf und seh‘ und geh‘ und komme wieder, denn man kann sich nur in Rom auf Rom vorbereiten« – Goethe erkundete die Stadt während seiner Italienischen Reise zu Fuß. Wir wollten es per Zweirad versuchen. Ich liebe die Aussicht von den vielen Hochpunkten, die wie geschaffen sind für das Kennenlernen dieser Stadt.
Die legendären sieben Hügel, auf denen Rom gegründet wurde? Diese sind interessant als Aussichtspunkte, liegen jedoch alle östlich vom Tiber und zeigen sich, sofern sie mit ihren nur rund 50–60 Metern Höhe und intensiver Bebauung überhaupt auszumachen sind, in unseren Tagen sehr verändert. Das heutige Rom ist natürlich viel größer und umfasst auch die etwas höheren Hügel wie den Gianicolo (über 80 Meter) oder den Monte Mario (bis 139 Meter). Mit diesen bieten sich rund um das historische Zentrum viele Anhöhen und 12 perfekte Aussichtspunkte, zu denen man auch sehr gut mit dem Fahrrad gelangen kann.
„Il Giro di Roma“: in 13 Etappen Rom erkunden
Am Weltfahrradtag, der am 3. Juni begangen wird, habe ich Rom eine Panorama-Tour per Fahrrad geschenkt: Roma panoramica – Stadtbesichtigung mit Weitblick. 12 Aussichtspunkte in 13 Etappen. Die Route steht per Navigations-App Komoot und hier per GPX-Datei zur Verfügung.
Aussichtspunkte und besondere Orte auf der Tour
1 | Ideal für den Start: Villa Pamphili
2 | Das Belvedere auf dem Gianicolo und der traditionelle Kanonenschuss
3 | Panorama Richtung Südosten auf dem Fortino della Madonnina
4 | Aventin: Giardino degli Aranci und ein berühmtes Schlüsselloch
5 | Berühmte Orte und Bauwerke im Zentrum:
eine Runde auf dem Circo Massimo und rund um das Kolosseum
6 | Kapitol: Blick auf das Trajansforum von der Terrazza sul Foro
7 | Picknick im Park der Villa Aldobrandini
8 | Piazza del Quirinale mit dem Blick zum Petersdom
9 | Pincio: oberhalb der Spanischen Treppe zur Aussichtsterrasse über der Piazza del Popolo
10 | Monte Mario: der höchste Aussichtspunkt der Tour
11 | Stadtpark auf dem Monte Ciocci: kaum bekanntes Panorama und schöner Radweg
12 | Via Piccolomini: die wahre Größe der Petersdomkuppel
1 | Für den Start eignet sich hervorragend der weitläufige Park der Villa Pamphili, im südwestlichen Stadtteil Monteverde. Da Fahrradbegeisterte gern das große Areal nutzen und es dort sogar Mountainbike-Kurse gibt, findet man in diesem Stadtteil bei Bedarf auch einen Fahrradverleih. Ein Mountainbike bietet sich für diese Aussichtsfahrt durchaus an: breite Bereifung, Gangschaltung und Federung erleichtern es, auch die Steigungen sowie unbefestigte Wege zu fahren.
2 | Unser erster Aussichtspunkt, der Gianicolo mit seinem Belvedere und dem jüngst restauriertem Garibaldi-Monument, liegt südwestlich vom Zentrum oberhalb von Trastevere und ist so etwas wie der Leuchtturm unter den Aussichtsterrassen in Rom – am nördlichen Hang des Gianicolo steht tatsächlich ein Leuchtturm, der jedoch nicht als Leuchtfeuer, sondern als Denkmal fungiert. Steht man auf der großen Aussichtsterrasse, leuchtet die ganze Pracht der Altstadt vor einem in der Sonne.
Wer Punkt 12 Uhr mittags herkommt, kann auch noch ein Spektakel sehen und hören: Den traditionellen Kanonenschuss, der 1847 als verbindliches 12-Uhr-Zeichen für die unzähligen Kirchen eingeführt wurde.
3 | Weiter geht es zum Fortino della Madonnina in der Via Saffi. Die einstige Befestigungsanlage aus dem 19. Jahrhundert ist ein vergleichsweise bescheidener, aber interessanter Blickpunkt in Richtung Südosten der Stadt: Vor einem liegen Trastevere und Testaccio, man sieht das Stahlgerippe des einst größten Gasbehälters Europas, rechts die hohen Gebäude im Stadtteil EUR und links im Hintergrund die Vulkanberge der Castelli Romani.
4 | Auf der gegenüberliegenden Flussseite liegt der Aventin, der südlichste der historischen sieben Hügel.
Hier locken die Villa des Malteserordens mit dem berühmten Schlüssellochblick auf die Kuppel des Petersdoms und der wunderschöne Giardino degli Aranci mit einem Belvedere. Wie der Name es verspricht, stehen hier viele Orangenbäume, und die Blickachse zur Kuppel des Petersdoms ist gesäumt von hohen Pinien.
Wichtigster Blick- und Orientierungspunkt ist die Kuppel des Petersdoms.
Für die Abfahrt empfiehlt sich der inmitten der hohen Befestigungsmauern der damaligen Burg Savella etwas verborgen liegende Clivo di Rocca Savella, einst der wichtigste Verbindungsweg zwischen der Via di Santa Sabina und der Piazza della Bocca della Verità. Man könnte meinen, an einem stillen Ort auf dem Lande gelandet zu sein, jedoch lugt auch hier die dominierende Petersdomkuppel hervor.
5 | Weiter geht die Radrundfahrt im Zentrum längs vieler berühmter Bauwerke und Orte. Jetzt zeigen sich die Vorteile des Radfahrens: ob eine Extrarunde auf dem Circo Massimo oder ein spontaner Halt neben dem Kolosseum auf dem Hang des Monte Celio, – so flexibel und frei ist man mit keinem anderen Verkehrsmittel, und zu Fuß wären diese Entfernungen zu mühsam.
6 | Entlang der Via dei Fori Imperiali geht es zum Kapitolshügel: Über die Via di San Pietro in Carcere gelangt man prima per Rad hinauf auf den Kapitolsplatz und von dort zur Terrazza sul Foro, mit einer großartigen Aussicht auf das Trajansforum. Auf gleichem Wege wieder hinab – mit Blick auf den Septimius-Severus-Bogen.
7 | Über die Piazza Venezia mit dem dominierenden Vittoriano geht es in Richtung Villa Aldobrandini: heute ein Park, der auf einem Ausläufer des Quirinale liegt. Es ist nicht möglich, hier mit Fahrrad hochzufahren, aber es lohnt sich ein kurzer Aufstieg zu Fuß über wenige Stufen. Hoch über dem brausenden Verkehr hat man einen entspannten Blick auf das bunte Treiben und die vielen Bauepochen – und einen schönen Ort für ein Picknick.
8 | Der nächste Aussichtspunkt der Tour ist der höchste Punkt auf dem Quirinal mit dem Quirinalspalast, dem Dienstsitz des Präsidenten der Italienischen Republik, und mit einem schönen Blick zur Kuppel des Petersdoms.
9 | Dann geht es wieder hinunter, kurz entlang der Via del Corso, mit der Piazza Colonna und dem Palazzo Chigi, weiter durch die Altstadt bis zur Piazza della Trinità dei Monti auf dem Pincio, oberhalb der Spanischen Treppe. Wir fahren längs der Villa Medici und mehreren großartigen Aussichten bis zur Panoramaterrasse auf dem Pincio direkt über der Piazza del Popolo.
Nach einer schönen Fahrt durchs Grüne der großen Parkanlage Villa Borghese streifen wir wichtige Kunstorte wie die Galleria Nazionale d’Arte Moderna und das Etruskische Nationalmuseum in der Villa Giulia. Wir halten uns aber nicht lange auf und setzen die Stadtrundfahrt auf zwei Rädern fort.
10 | Über die Ponte del Risorgimento geht es wieder auf das rechte Tiberufer. Der Radweg entlang des Tibers bringt uns zügig zum Monte Mario: Hier erwartet uns ein echter Aufstieg mit rund 100 Höhenmetern, ganz im Grünen, durch ein Naturschutzgebiet.
Auf dem Monte Mario ist es erfrischend untouristisch. Das Schöne ist, dass man bei bester Aussicht auf die Stadt dennoch den berühmten Lügendetektor antiker Art nutzen kann, ganz ohne Andrang – denn hier oben steht eine fantastische Kopie der Bocca della Verità!
11 | Ein kurzes Stück durch das Wohnquartier Balduina und wir erreichen einen Ausläufer des Monte Mario – die Parkanlage des Monte Ciocci. Hier verbinden sich Radwege im Grünen und Aussicht auf die Stadt aufs Beste, immer mit der Kuppel des Petersdoms als Blickpunkt.
Ich bin natürlich nicht allein mit meiner Leidenschaft für Panoramen auf Rom. Oben auf dem Monte Ciocci unterstreicht das, mit römischem Dialekt gespickt, ein Zitat der römischen Hiphop-Band Colle der Fomento, das übersetzt hieße „Sag mir, wie oft du den Himmel über Rom gesehen und gesagt hast, wie schön er ist … sieh es dir von oben an …“.
12 | Was man schließlich in der Via Piccolomini, die auf einer Anhöhe liegt, beobachten kann, lässt sich auf dem Foto nicht darstellen, man muss es selbst gesehen haben! Der Ausblick vom Belvedere am nordöstlichen Ende der Straße ist wunderbar, spannend wird es aber erst, wenn man sich entlang der Straße, die schnurgerade und perfekt auf die Kuppel des Baumeisters Michelangelo ausgerichtet ist, vom Aussichtspunkt wegbewegt: Die Größenwahrnehmung wird außer Kraft gesetzt! Mit der recht gleichmäßigen Rahmung durch Bäume und Gebäude stellt sich eine optische Illusion ein – die Kuppel scheint immer riesiger zu werden, je weiter man sich entfernt.
Unsere Besichtigungstour war ein voller Erfolg: Mein Fahrradgast war begeistert und überrascht, vor allem von dem vielen Grün in der Stadt. Die Tour auf dem Rad durch Rom vermittelt viel Atmosphäre und ein gutes Bild vom heutigen Rom – in direkter Nähe zu den so historischen wie berühmten Orten.
Für den Abschluss der Tour ist mein Favorit wiederum die Parkanlage der Villa Pamphili: Günstig gelegen und ganz im Grünen bietet das ViVi Bistrot jegliche Stärkung. Nimmt man den Parkausgang zur Via di Donna Olimpia, sollte man sich das gute Eis im Romagnani Caffè nicht entgehen lassen.
Und für die nächsten Touren dürfen wir uns auf mehr Radwege freuen!
Radfahren in Rom: das Radwegenetz wächst
Die italienische Hauptstadt weist keineswegs ein durchgängiges Radwegenetz auf. An einigen stärker befahrenden Straßen im Zentrum finden Radfahrende dank baulich getrennter Radwege aber gute Bedingungen. Der Verkehr ist dicht und nicht nur auf den ersten Blick eher chaotisch – was zählt, ist eine flüssige Fahrweise und das gegenseitige Beobachten und Beachten.
Der Ausbau der Radwege hat in den vergangenen Jahren an Schwung gewonnen: Rom weist aktuell rund 320 Kilometer Fahrradwege auf, der Weiterbau läuft, und bis 2030 soll das Netz auf 1200 Kilometer anwachsen [Quelle: Roma mobilità]. Neben spannenden neuen Strecken wie der Konvertierung einer stillgelegten Bahnstrecke mit perfektem Blick zum Petersdom (Viadotto delle Fornaci) sieht die Planung auch eine generelle Stärkung des Fahrrades als urbanes Verkehrsmittel vor.
Selbst wenn man die etwa 100 Kilometer Radwege abzieht, die durch Parks und Grünbereiche verlaufen, ist das schon jetzt wesentlich mehr, als die Metro jemals abdecken wird (die inzwischen auf 3 Linien angewachsen ist, mit einem Streckennetz von zurzeit insgesamt 60 Streckenkilometern, laut Planung in Zukunft 177 Kilometer).
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